Monday, March 18, 2024

Etappe 1 – Rund um Tulbagh auf bekanntem Terrain

Foto: Sam Clark
Wir richteten es uns gestern in unserer Unterkunft für die nächsten Tage ein, einem Farmhaus, das wir uns mit einem anderen Damenteam teilen. Hier gibt es neben zahlreichen „Shongololos“ (kleine schwarze Tausendfüßler) unzählige Mücken, die blutrünstig an der Decke hocken und einem lautstark um die Ohren summen. Die Existenz solcher Probleme gerät über unsere Wintermonate völlig in Vergessenheit.

Nachdem meine Schaltung während des Prologs ein ziemliches Eigenleben entwickelt hatte, welches vermutlich auf den Schaltaugenwechsel samt Neueinstellung nach dem Flug zurückzuführen war, gab es von Sebastian eine Fernanleitung zum Schaltungstuning, was die Sache um 100 % verbessert hat.

Für die notwendige Aufregung vorm Start sorgte die Tatsache, dass Ila keinen Akku für Ihre elektronische Schaltung dabei hatte und 15 min vor Start feststellte, dass ihre absenkbare Sattelstütze ein Eigenleben entwickelte und stets von selbst reinrutschte. Dankenswerterweise fand sie schnell einen bekannten Mechaniker, der die Zugspannung korrekt einstellte.

Direkt nach dem Start zwischen vielen Stars des Sports gab es eine große Gruppe in der niemand vorne dran fahren wollte. Das war ein Gebummel und eine Hektik dahinter, die ich ganze 8 min aushielt und mich dann an die Spitze setzte. Innerlich sah ich Sebastian für diese taktische Nullnummer die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber ich genoss es, freie Fahrt und kein Geschubse mehr zu haben (Anm. d. Redaktion: Nicht dumm zum Nulltarif in den ersten Trail einzubiegen). Unvorhergesehen kam ich auch in den ersten kurzen Singletrail des Tages, wo es nach einer scharfen Rechtskurve kurz steil bergauf ging. Kurz hinter mir muss Nicole Koller dort ausgerutscht sein, was einen Riesenstau verursachte und mir eine völlig ungewollte Lücke von 50 m verschaffte. Das war mir dann doch etwas unheimlich und ich wartete auf den Rest des Trupps und reihte mich wieder im Chaos ein. Im Bummeltempo ging es weiter, bis wir zu einer schmalen Tordurchfahrt kamen, durch die jeder nur einzeln und langsam hintereinander durchkam. An dieser Stelle entfleuchte die Führungsgruppe und ward von uns nie mehr gesehen. Wir fanden eine kleine Gruppe und arbeiteten recht gut zusammen bis zum ersten Anstieg des Tages. Hier machte sich nach morgendlichen Schwierigkeiten erneut mein Magen-Darm-Trakt bemerkbar, sodass ich mich innerlich schon auf einen Toilettenstopp bei der ersten Verpflegungsstation vorbereitete. Ich war froh, dass sich die Symptomatik für den Rest des Vormittags dann wieder besserte. Kurz vor Ende des ersten Berges fuhren die ersten Männer, die aus dem Startblock A hinter uns gestartet waren auf uns auf und forderten lautstark ein, dass wir zur Seite treten sollen. Ich war in dem Moment die letzte von sechs Damen und trat brav beiseite, bereute dies aber im gleichen Moment als ich sah, dass das sicher zehn Fahrer waren und ich mich da dazwischen nicht mehr einreihen konnte. Bergab war ich eingeparkt und hatte keinen Sichtkontakt mehr zu Ila, die durch einen Lenkerkontakt im Rahmen eines unqualifizierten Überholmanövers zu Sturz kam. Zum Glück  gab es keine funktionseinschränkenden Blessuren (Anm, d. Redaktion: Die Jungs sollen mal ein bisschen Ihren Testosteronspiegel reduzieren – das Rennen ist lang genug, um sich in Schutt und Asche zu fahren). Wir fuhren von da an unser konstantes Tempo, ich in der Ebene, Ila bergauf und bergab vornweg. Die Sichtverhältnisse waren besonders in den frühen Morgenstunden mit der tiefstehenden Sonne bescheiden. Im aufgewirbelten Staub, nicht lange nach Ilas Sturz, verkantete sich mein Vorderrad in einer tiefen Fahrrinne und ich stieg über den Lenker in den Graben ab. Auch hier gab es zum Glück außer blauen Flecken keine schlimmeren Verletzungen. Damit sind jetzt hoffentlich die obligatorischen Stürze in den ersten Tagen abgetan und wir fahren von nun an sturzfrei weiter.
Fanti’s Pass war mir vom letzten Cape Epic noch wohlbekannt und galt es auch heute zu bezwingen. Im mittleren Abschnitt war der noch genauso steil, wie ich ihn in Erinnerung hatte und machte genauso wenig Spaß wie vor 2,5 Jahren. Aber mit etwas Geduld kommt man (und Frau) doch oben an. Von da an ging es fast ausschließlich bergab, bis wir nach knapp über 5 Stunden erneut als 9. Frauenteam das Ziel erreichten. Das war heute wieder eine recht solide Etappe für uns. So darf es gerne weitergehen.

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