Saturday, March 16, 2024

Anreise und Vorbereitung - Es geht schonmal gut los ...

Die Erwartungen an eine reibungslose Vorbereitung und Anreise des für mich dritten Cape Epics waren nicht hoch, und wurden dennoch nicht erfüllt. Ein Umpacken aller Sachen vom komfortablen Rollenkoffer in eine leichtere Tasche in letzter Minute um die Gewichtsvorgabe zu erfüllen war da erst der Anfang.

Mit etwas Schlafdefizit im Gepäck war ich recht froh über die Buchung meines Direktfluges München-Kapstadt mit deutlich physiologischerer „Schlafenszeit“ als mit dem Direktflug von Frankfurt. Wohl zum ersten Mal in meinem Leben war ich vor offizieller Check-in-Zeit am Schalter. Das half aber auch nix: dort wurde mir von sehr netten Mitarbeiterinnen mitgeteilt, dass mein Flug nach München überbucht sei und ich eine von drei Passagieren auf der Warteliste sei. Durch die angekündigten Streiks am Folgetag in München gab es eine Umbuchungswelle auf den Vortag. Mir wurde insofern Hoffnung gemacht, als dass erfahrungsgemäß solche Umbuchungen nicht von allen wahrgenommen werden würden.

Wegen Verspätungen begann das Boarding zur geplanten Abflugszeit und ich war der einzige Passagier, der wegen Überbuchung nicht mehr mitkam. Mit Bauchschmerzen (beim letzten Flug über Addis Abeba blieb eins unserer Räder dort hängen) buchte ich um auf einen Alternativflug über Frankfurt – Addis Abeba - Kapstadt. Mein erhoffter Nachtschlaf war hin, aber wenigstens könnte ich so am nächsten Tag in Kapstadt sein.

Das mit der Überbuchung stellte sich kurze Zeit später als ein Glücksfalls für mich heraus: die Maschine nach München musste kurz nach dem Start wegen technischer Probleme wieder umkehren, Reparaturen waren nicht erfolgreich. Wer Glück hatte, buchte auf den Flug nach Frankfurt, für den ich meinen Platz sicher hatte, und von dort mit Anschlussflug weiter nach München. Ich hatte in den letzten Stunden die Sympathien der netten Flughafen-Mitarbeiterinnen gewonnen, die mir eine „ganz besonders angenehme Reise“ wünschten.

Der Flieger war dann unerwartet voll und „overweight“, sodass mit der „Standard-Verspätung“ von 30 Minuten und dem Klären des Übergewichtsproblems (ich betete innerlich, dass mein Rad nicht ausgeladen werden würde.) wir über eine Stunde später als ursprünglich geplant abhoben. Von den vormals 95 Minuten Umstiegszeit war noch eine Viertelstunde übrig geblieben als wir in Frankfurt landeten. Im Spurt ging es durch die Passkontrolle zum Gate, wo dankenswerter Weise auf den „last passenger from Dresden“ gewartet wurde. Hier war ich mir sicher, dass meine Tasche und Rad nicht mitkommen würden. Umso überraschter war ich als ich beim Umstieg in Addis Abeba dachte, meine Radkiste in der Ferne ausmachen zu können.

In Kapstadt sammelte ich mein Rad in einer völlig zerschlissenen und aufgerissenen Kiste wieder auf, doch auf die Gepäcktasche wartete ich vergebens. Die sei in Addis Abeba geblieben und würde mir am nächsten Tag zugestellt werden. „Besser keine Tasche als kein Rad.“, dachte ich mir.

Ich zog zu meiner Partnerin in spe, Ila, und deren Familie in Fish Hoek (von Kapstadt die Kaphalbinsel etwas weiter in Richtung Kap der Guten Hoffnung) ein und genieße hier einen unglaublichen Ausblick auf den direkt angrenzenden Strand und die Bucht. Nur die Bahnlinie direkt dazwischen, 3 m vorm Schlafzimmerfenster, welches sich nicht schließen lässt, ist ein Minuspunkt dieser Superlage. Es versteht sich von selbst, dass der Zug, der sonst auch mal mehrere Tage nicht kommt, die letzten Tage halbstündlich ab 4.30 Uhr hier vorbei wummerte.


Die erste Ausfahrt zu Rad hier machten wir gemeinsam in den Trailpark Tokai, den Ila in- und auswendig kennt und mich nach meinem Wintertraining wie einen Anfänger aussehen ließ. Am nächsten Tag testeten wir die Prolog-Runde in Lourensford. Die Runde ist anspruchsvoll, ruppig und staubig. Kurve für Kurve kam hier langsam die Sicherheit und das „Gefühl“ für die Trails wieder, was mich vorsichtig positiv stimmt, die Woche ohne fatale Stürze zu überstehen.

Das neu aufgetretene Schaltproblem des Vortages in den kleinen Gänge setzte sich fort, sodass wir einen „short stop“ in Ilas zweiten Zuhause, dem Bike Shop, machten. Dort zeigte sich schnell, dass das Ausfallende, vermutlich durch den rustikalen Transport, verbogen war und die Schaltprobleme verursachte. Mit dem Versuch ein Knarzen an meinem Rad zu beheben, wurde die Kassette abgenommen und nicht wieder drauf bekommen, was dazu führte, dass verschiedenste Kassetten-Laufradkombinationen versucht wurden. Schlussendlich, nach 4 h „short stop“ blieb es beim ursprünglichen Material unter Anwendung großer Kräfte konnte alles wieder zusammengebaut werden.

Wir entschieden uns, nach unbeantworteten Anrufen und uneindeutigen E-Mails zu versuchen, meine Tasche direkt am Flughafen abzuholen. In Südafrika ist bei solchen Vorhaben meist bis kurz vor Schluss der Ausgang des Vorhabens nicht absehbar. So auch diesmal. Mit Passierschein A38 ging es für mich durch diverse Sicherheitskontrollen, Hinterräume und Büros. Überall lag herrenloses Gepäck umher, doch schlussendlich fand ich meine Tasche unter einem Berg von Koffern. Die Erleichterung war riesig!

Am Folgetag, sprich heute, stand eine kurze Ausfahrt auf dem Programm. Nach 15 min gab es ein neues Geräusch von meinem Hinterrad, was ich so noch nie gehört hatte. Zurück in der Werkstatt mit gesenktem Blick und schlechtem Gewissen zum Mechaniker, der die Lager der Hinterradnabe tauschte, was das Problem behob. Das Zusammenstellen eines Ersatz-Laufradsatzes nimmt im Augenblick ähnlich viel Zeit und Mühe in Anspruch. Ich bin dankbar hier so großzügige Unterstützung zu haben.

Wir hoffen, somit in den letzten Tagen alles an Pleiten, Pech und Pannen für die nächste Woche mit abgedeckt zu haben. Die Taschen sind gepackt und wir in freudiger Erwartung auf die nächste Woche. Los geht das mit dem Prolog um 10:31 Uhr (9:31 Uhr MEZ) in Lourensford (Livestream unter: https://www.youtube.com/watch?v=xBXOSxubc04)

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